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Mit Kindern wandern

Mit Kindern wandern gehen, das bedeutet auch für die Erwachsenen, dass sie sich umstellen und flexibel sein müssen. Doch wie gestaltet man einen Tag in der Natur so, dass alle Spaß daran haben? Nicole Graf-Kilger, Umweltpädagogin im Nationalpark Bayerischer Wald, weiß, auf was es ankommt. Schließlich finden im Nationalpark jährlich über 700 Führungen mit über 9000 Kindern statt - angefangen von Kindergarten- und Schulklassenprogrammen über Veranstaltungen in den Ferien bis hin zu Kindergeburtstagen.

Das Bild zeigt drei Kinder, die am Bach spielen. Foto: www.bayern.by – Jan Greune

Foto: www.panthermedia.de

Kinder – große und kleine – sind ja gern draußen. Was sollte man als Eltern beachten, damit das Wandern allen Spaß macht?

Zuallererst: Man sollte sich von dem Gedanken „nur der Gipfel zählt“ freimachen. Wenn man mit Kindern wandern geht, muss man das Tempo herausnehmen. Kinder haben einen ganz anderen Blick auf die Natur, entdecken am Wegesrand Pflanzen oder Insekten. Es ist wichtig, dass die Erwachsenen ihnen die Möglichkeit geben, alles genau unter die Lupe nehmen zu können. Wenn man an einem Bach entlanggeht, ist es doch viel spannender, mit nackten Füßen kurz ins Wasser zu steigen oder zu erforschen, welche Wasserlebewesen an der Unterseite von Steinen zu finden sind. Wer aus der Wandertour eine Entdeckertour oder Schatzsuche macht, der kann bei Kindern punkten.

Wie sollte man die Gehzeit planen, gibt es da Erfahrungswerte?

Die Gehzeit mit Kindern verlängert sich um mindestens 50 Prozent. Für einen Weg von sonst zwei Stunden sollte man besser drei oder sogar vier Stunden einplanen. Vor allem bei kleinen Kinder ist es besonders wichtig, Pausen einzulegen. Diese können genutzt werden, um beispielsweise einen Ameisenhaufen, der am Wegesrand liegt, zu erklären oder Kaulquappen in einem Tümpel zu beobachten. Vielleicht entdeckt man gemeinsam die Höhle eines Spechtes oder Tierspuren und kann dort einen Halt einlegen. Und schon ist wieder eine kleine Erholungspause gemacht!

Welche Tipps haben Sie als Naturexpertin sonst noch, um eine Wanderung spannend zu gestalten?

In den Sommermonaten ist Pflückzeit: Kinder lieben es, Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren, die am Wegesrand wachsen, zu naschen. Hierbei muss allerdings an den Fuchsbandwurm gedacht werden. Um eine Infektion zu vermeiden, soll auf Früchte, die in Bodennähe wachsen, verzichtet werden.
Aus der Wanderung kann man auch ein Spiel machen, beispielweise mit der App natur.digital. Hier gibt es für Kinder spannende Routen, bei denen man nach Pflanzen und Naturdenkmälern Ausschau halten kann. Neben dem Spaß, den Kinder bei einer Wanderung haben sollten, ist es auch wichtig, ihnen die Achtung vor der Natur zu lehren. Wildtiere sollte man nicht durch lautes Herumschreien stören und aufschrecken, den Ameisenhaufen darf man bestaunen, es ist aber nicht erlaubt, Stöcke hineinzustecken. Auch Müll hat in der Natur nichts verloren. Verpackungen von der Brotzeit gehören in den Rucksack und werden daheim im Abfall entsorgt. Auch viele Pflanzen stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gepflückt werden. Unsere wunderbare Natur können wir auf Dauer nur erhalten, wenn wir alle achtsam damit umgehen. Und das geht nur, wenn Kinder von klein auf dafür sensibilisiert werden.

Zurück zur Ausrüstung. Was sollte im Kinderrucksack nicht fehlen?

Der Kinderrucksack darf nicht zu schwer sein, maximal ein Zehntel des Körpergewichts des Kindes. Die wichtigsten Dinge wie Wechselkleidung, eine Brotzeit und Getränke gehören in den Erwachsenenrucksack. Das Kind kann eine kleine Trinkflasche, einen Müsliriegel und vielleicht noch eine Lupe zum Erforschen der Natur selbst im Rucksack tragen.

Wie genau sollte die Brotzeit bei einer Wanderung aussehen?

Belegte Brote, klein geschnittenes Obst und Gemüse schmecken Kindern. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man genügend an Proviant mitnimmt. Kinder brauchen bei einer Wanderung rund das Doppelte an Essen, als wenn sie zu Hause sind. Dies gilt auch für Getränke. Als Faustformel gilt: Je 1,5 Stunden Wanderung braucht ein Kind einen halben Liter Flüssigkeit.

Welche Ausrüstung ist sonst noch nötig?

Wechselkleidung ist für Kinder immer zu empfehlen. Denn Pfützen, Tümpel und Bachläufe ziehen Kindern magisch an. Ein Ausrutscher mit dem Fuß ins Wasser ist schnell passiert, da ist jeder über ein paar neue Socken oder über eine trockene Hose froh. Ideal sind wasserfeste Wanderschuhe.

Danke, Frau Graf-Kilger, für die guten Tipps zum Thema „mit Kindern wandern“!